Mit dem Krieg in der Ukraine haben sich weltweit die geopolitischen Spannungen verschärft. Das Swiss Institute for Global Affairs (SIGA) hat ein Krisenmapping mit Fokus Russland und China erstellt.
Folgende Haupterkenntnisse lassen sich festhalten:
- Weltweit haben nur wenige Länder Sanktionen gegenüber Russland erhoben. Dies kann als Zeichen dafür gelesen werden, dass gerade Länder aus Südamerika, Afrika und Asien neue diplomatische und ökonomische Opportunitäten ausmachen. Eine entscheidende Rolle könnte dabei die unheilige, aber pragmatische Allianz Russland-Indien-China (RIC) spielen. Dies sind womöglich Vorboten neuer geopolitischer Realitäten.
- Nicht nur China, sondern auch Russland hat sich – zum Teil schleichend – weltweit geopolitisch vorteilhaft positioniert (vgl. Einfluss Russlands in Südamerika und Afrika aber auch in Zentralasien).
- Nebst dem Krieg in der Ukraine sind fünf grosse bewaffnete Konflikte traurige Realität. In der Demokratischen Republik Kongo, in der Zentralafrikanischen Republik, in und im Umfeld Äthiopien, in Jemen und nach wie vor in Syrien finden blutige Auseinandersetzungen statt. Zudem sind Destabilisierungen mit geopolitischem Sprengpotential rund um das Mittelmeer, im innerislamischen und innerarabischen Kontext, im Verhältnis Indien-China, im Südchinesischen Meer, sowie mittelfristig in Ozeanien und der Arktis zu erwarten. Taiwan und Nordkorea bleiben weiterhin geopolitische Hotspots.
Wir empfehlen vermehrt globale und interdisziplinäre Risikoeinschätzungen und Kontextualisierungen vorzunehmen. Die Analyse geostrategischer Konsequenzen und Ramifikationen ist dringend nötig, wenn der Westen, Europa und die Schweiz weiterhin demokratische Ideale und liberale Grundwerte verteidigen möchten. Der Krieg in der Ukraine sollte ein Weckruf sein, nun eine holistische Sicherheits- und Aussenpolitik anzustreben, die mehr strategisch, als nur tagesaktuell orientiert ist.