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Wasserschlösser - Konfliktfeld der Zukunft


Im tibetischen Hochplateau entspringen grosse Flüsse wie der Ganges, der Indus, Brahmaputra und der Mekong. Die Region ist das Wasserschloss Asiens. [1] Dies erhöht das Konfliktpotential in der bereits umstrittenen sino-indischen Grenzregion (vergleiche Karte). China verfügt in dieser Weltregion damit faktisch über die Macht der Verteilung des Wassers. Die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf die Grenzregion, sondern betreffen beispielsweise alle am Mekong gelegenen Länder. Der Mekong ist elementar für die Wasserversorgung, Landwirtschaft und die Fischerei. Seit den 1990er Jahren baute China unter anderem elf Mega-Staudämme, um die Energieversorgung zu gewährleisten. Dadurch fliesst aber nicht mehr genügend Wasser in die südlicheren Länder wie beispielsweise Laos oder Thailand. Zusätzlich leidet die Region seit mehreren Jahren unter starken Dürreperioden, was die Situation noch prekärer macht und den Mekong teilweise ganz austrocknen lässt. [2] Bei der Zunahme der geopolitischen Spannungen wird die Kontrolle über Wasser zu einem lebenswichtigen Vektor.


Wasserschloss Schweiz

Die Schweiz ist bekannt als das «Wasserschloss Europas»: in den Alpen entspringen zum Beispiel die Flüsse Rhein und Rhone [3] und der Lago Maggiore versorgt die Po-Ebene mit Wasser. Im Sommer 2022 litt die Po-Ebene unter einer starken Dürre und gleichzeitig erhielt die Region weniger Wasser aus dem Lago Maggiore als in früheren Jahren. Der Füllstand des Sees lag nur bei 22%. Die italienischen Behörden baten die Schweiz um Hilfe, aber der Lago Maggiore konnte nicht wie normalerweise durch Schweizer Stauseen gefüllt werden, da auch diese nur zu einem Drittel gefüllt waren. Die Trockenheit betrifft nicht nur die Natur, Landwirtschaft und Bevölkerung, sondern ist inzwischen auch ein politisches Thema. [4] 

Diesen Winter sind die Niederschlagsraten extrem tief ausgefallen. Dabei wären Niederschläge im Winter essentiell, um einerseits die Gewässer zu füllen sowie die Böden und das Grundwasser zu speisen. Andererseits ist Schneefall wichtig für Gletscher, die im Sommer als Wasserreserven dienen. [5] Der ausbleibende Niederschlag könnte auch diesen Sommer und Herbst zu starker Trockenheit führen, mit Auswirkungen auf die Natur und Landwirtschaft, aber auch auf die Energieversorgung beziehungsweise die Stauseen der Wasserkraftwerke, wie es bereits im Sommer 2022 der Fall war. [6]

Mineralwasserquellen

Die Schweiz verfügt über mehr als 20 Mineralwasserquellen. Die Mühlacker-Quelle in der Walliser Gemeinde Turtmann ist bisher ungenutzt, könnte aber bis zu 1600 Liter Mineralwasser pro Sekunde liefern. Die Nutzungsrechte gehören einem lokalen Unternehmen. Es soll zukünftig ein Projekt lanciert werden, um die Quelle zu nutzen, dies würde auch Arbeitsplätze schaffen. Es wurden medial mögliche Investoren aus China vermutet, die das Mineralwasser exportieren möchten. Dies führte teilweise zu Empörung bei den Anwohnerinnen und Anwohnern, welche der Meinung sind, die Nutzungsrechte sollten in den Händen der Einheimischen bleiben. Auch die Politik hat sich eingeschalten. Das Thema wurde heisser gekocht, als es ist. [7] Das Beispiel verdeutlicht jedoch, dass die Bevölkerung durchaus auch eine emotionale Verbindung zur Ressource Wasser hat und relativ rasch hitzige politische Debatten entstehen. [8]


Fazit

China benutzt die Ressource Wasser als politisches Machtinstrument. Zum einen gibt es Konflikte um die Grenzregionen im tibetischen Hochplateau, zum andern sind Millionen von Menschen abhängig etwa vom Fluss Mekong, der im Oberlauf von China kontrolliert wird. Chinesische Akteure zeigen auch Präsenz und Interesse an Mineralwasser aus der Schweiz, welches sie exportieren würden. Das Thema Wasser wird also auch in der Schweiz brisant.

Wasser wird auch in der Schweiz infolge Klimawandel zukünftig knapper sein. Dies betrifft die Landwirtschaft, Hygiene, die Natur, die Versorgungssicherheit und auch die Energieproduktion. Es geht auch um Wasserverschwendung und den Verlust von Trinkwasser. [9] Diese Aspekte sind stark miteinander verflochten, wie etwa das Thema Restwasser bei Wasserkraftwerken zeigt. [10] Das Beispiel der Po-Ebene zeigt, dass dies rasch eine internationale Dimension annehmen kann. Das Swiss Institute for Global Affairs (SIGA) plädiert für eine ganzheitliche und vorausschauende Wasserpolitik, auch in der Schweiz. 

Svenja Jakob


[1] Settelen, M., Kölling, M. (2020). Studie: China trägt die Schuld an historischer Dürre entlang des Mekong. In. Neue Zürcher Zeitung. https://www.nzz.ch/nzz-asien/mekong-china-traegt-schuld-an-der-duerre-nzz-asien-ld.1553950 (Zugriff am 30.03.2023).

[2] Settelen, M., Kölling, M. (2020). Studie: China trägt die Schuld an historischer Dürre entlang des Mekong. In. Neue Zürcher Zeitung. https://www.nzz.ch/nzz-asien/mekong-china-traegt-schuld-an-der-duerre-nzz-asien-ld.1553950 (Zugriff am 30.03.2023).

[3] Albisser, P. (2023). Das Wasserschloss Schweiz sitzt auf dem Trockenen. In: SRF News Online: https://www.srf.ch/news/schweiz/fehlende-niederschlaege-das-wasserschloss-schweiz-sitzt-auf-dem-trockenen (Zugriff am 30.03.2023).

[4] SRF Tagesschau vom 21.06.2022. (2022). Die Po-Ebene dürstet nach Wasser und bittet die Schweiz um Hilfe. https://www.srf.ch/news/international/niedriger-pegelstand-die-po-ebene-duerstet-nach-wasser-und-bittet-die-schweiz-um-hilfe (Zugriff am 30.03.2023).

[5] Albisser, P. (2023). Das Wasserschloss Schweiz sitzt auf dem Trockenen. In: SRF News Online: https://www.srf.ch/news/schweiz/fehlende-niederschlaege-das-wasserschloss-schweiz-sitzt-auf-dem-trockenen (Zugriff am 30.03.2023).

[6] Bettzieche, J. (2023). Wegen Schneemangels droht im Sommer vermehrt Trockenheit. In: WSL- Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF. https://www.slf.ch/de/news/2023/01/wegen-schneemangels-droht-im-sommer-vermehrt-trockenheit.html (Zugriff am 30.03.2023).

[7] Biner, David (2023): Das Walliser Wasser wird doch nicht chinesisch. In: Neue Züricher Zeitung. https://www.nzz.ch/schweiz/das-walliser-wasser-wird-doch-nicht-chinesisch-ld.1732728?reduced=true (Zugriff am 31.03.2023).

[8] SRF Regionaljournal Bern, Freiburg, Wallis (2023). «Uns sind Hände gebunden»: Geht Walliser Quelle an China? https://www.srf.ch/news/schweiz/debatte-um-trinkwasser-uns-sind-haende-gebunden-geht-walliser-quelle-an-china (Zugriff am 30.03.2023).

[9] SRF Regionaljournal Aargau Solothurn (2019). Gemeinden verlieren Trinkwasser – Unterschiede sind gross. https://www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/120-milliarden-liter-gemeinden-verlieren-viel-trinkwasser-unterschiede-sind-gross (Zugriff am 30.03.2023).

[10] Watson (2023). Strommangel vorerst abgewendet: Kraftwerke müssen wieder mehr Wasser durchlassen. https://www.watson.ch/schweiz/energie/489137908-bundesrat-setzt-temporaer-reduzierte-restwassermenge-ausser-kraft (Zugriff am 30.03.2023). 


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