Das Interview mit Markus Reisner veranschaulicht das Informationskriegsdilemma:
"Einerseits hören wir, dass die russischen Streitkräfte völlig dilettantisch agieren, hohe Verluste haben und ihre Rüstungsindustrie massiv unter den Sanktionen leidet, während man andererseits fürchtet, dass es bald zu vor allem hybriden Angriffen Russlands auf Europa kommt. Man sieht hier die Kluft zwischen Informationskriegsführung und dem zunehmenden Eingeständnis einer realistischen zukünftigen Bedrohung Europas durch Russland. Bislang wurde im Westen im Informationsraum versucht, das Gegenüber herunterzumachen und die eigenen Maßnahmen beziehungsweise die eigene Überlegenheit zu überhöhen. Nun versucht man, den Bevölkerungen und vor allem der Politik zu erklären: Es ist ernst und wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten. Dies zeigt, wie ernst die Lage tatsächlich ist."
Es gilt also vor allem für politische und gesellschaftliche Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zwischen einem allseitig mehr oder weniger offen kommunizierten und durch Medien massgeblich transportierten Lagebild einerseits, und einem interdisziplinär und methodisch aufgearbeiteten Lagebild zu unterscheiden. Es braucht heute grosse (Selbst-)Reflexionsgabe und ein breites und mehrschichtiges Netz an Informationsträgern und -verarbeitern, um ein adäquates Bild zu erhalten. (Fusion, Tech plus Mensch, qualitativ und quantitativ, etc.)
Interview vom 5.2.2024 "Die Russen rücken trotz hoher Verluste an mehreren Stellen vor"
Chinese great power management: Managing War through the Yin-Yang Strategy
Prof. Dr. Baogang He
2023 SIGA-Blog
This short essay provides a detailed analysis of China’s strategies for managing the challenges of war and peace through the yin-yang dialectic. Through ‘yin-yang dialectics’, China has developed a number of innovative, interconnected, and occasionally incompatible strategies. The use of yin-yang strategies by China eludes Western understanding, constituting a major cognitive gap between China and the West.
Handelsempfehlungen für die strategische Informationsraum-Verteidigung
Urs Vögeli
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2022
Um sich im Informationsraum zu behaupten, braucht es eine aktive Kommunikation, die nicht mehr nach intern und extern getrennt werden kann. Zu den Erfolgsfaktoren gehören etwa nachrichtendienstliche Grundsätze und dezentrale, demokratische Strukturen.
Chinesische Definitionen für Informationskriegsführung
Kim Yuen Martina Troxler
Seit den 1990er Jahren haben chinesische Experten und Theoretiker das Konzept der Informationskriegsführung mit grossem Interesse analysiert. Tatsächlich haben sie bereits 1985 begonnen, Definitionen und Einblicke in die Informationskriegsführung zu geben. Dieser Beitrag soll einen Überblick über die Definition der Informationskriegsführung geben, wie sie von den chinesischen Experten Shen Weiguang, Wang Pufeng, Wang Baocun, Liang Zhenxing und Yuan Banggen formuliert wurden.
Public Opinion Warfare: Chinas Narrative über den Ukraine-Krieg
Die chinesische Führung bemüht sich um die Kontrolle von Informationen. Vorrangig ist, wie sie im Inland und im Ausland verbreitet und wahrgenommen werden: durch Kontrolle von Nachrichten, durch Einrichtung eines umfassenden Netzes von Internetkontrollen und Zensur, durch gezielte Überwachung der sozialen Medien. In der Tat stellt die Kontrolle von Informationen den zentralen Bestandteil in der Mobilisierung der öffentlichen Meinung dar. Dieser Beitrag versucht einen Einblick in das chinesische Konzept der public opinion warfare zu geben und aufzuzeigen, wie sich dies in der Berichtserstattung der chinesischen Staats- und Parteimedien über den Krieg in der Ukraine widerspiegelt.
Open Talk @Zoffice: Informationskrieg und Propaganda gestern, heute und in Zukunft
Ort: Zoffice Coworking Space, Zofingen
Datum: 23. Mai 2022, 19-21 Uhr
Debattengäste:
Desinformation und Propaganda sind integrale Herausforderungen in der Sicherheitspolitik. Dennoch findet eine breite Debatte zu den Themen Beeinflussungs- und Medienoperationen, sowie psychologische Kriegsführung kaum statt, obwohl wir im Alltag stark davon betroffen sind. Oft ist das Problem, dass die Konzepte und Begrifflichkeiten sehr abstrakt und teilweise auch missverständlich sind. Darüber hinaus werden die Themen Cyber- und Informationskriegsführung zu stark konzeptionell vermischt, was ebenfalls zu einer technisch-operativen Überbetonung führt und die strategischen und geopolitischen Fragen in den Schatten stellt. Machtpolitik, Diplomatie, Infrastrukturen, strategische Kommunikation aber auch technologische und soziale Normenverschiebungen sind strategische Elemente einer bewusst eingesetzten Informationskriegsführung, die mehr die narrativen, informationellen und symbolischen Perspektiven betont. Neue Begriffe wie «Spin Politics» und «Narrative Power» oder «Smart Power» versuchen diese Phänomene jenseits klassischer Propaganda zu fassen. Es geht also um Deutungshoheit und langfristige Beeinflussung im geschickten Zusammenspiel von Hinter- und Vordergründigem.
Informationskriegsführung und Propaganda 4.0
Dr. Remo Reginold und Urs Vögeli
Kürzlich schrieb die Wochenzeitung (WOZ) im Zusammenhang mit dem anschwellenden Ukrainekonflikt Folgendes: «(…) [Der] chinesische Staatschef Xi Jinping habe Wladimir Putin in einem Telefonat möglicherweise gebeten, während der Olympischen Winterspiele im Februar von einer Invasion der Ukraine abzusehen. [Maria Sacharowa, Sprecherin des Aussenministeriums kam] zu folgendem Schluss: ‹Wir warten also auf Provokationen seitens der USA und des von ihnen angeleiteten Regimes in Kiew, sowohl auf der Informationsebene als auch – das lässt sich nicht ausschliessen – militärischer Art›.»
Informationsgetriebene Kriegsführung, Multidomain-Realität und die chinesische Strategic Support Force SSF
Dr. Remo Reginold und Urs Vögeli
2021 stratos Militärwissenschaftliche Zeitschrift der Schweizer Armee
Die Strategic Support Force (SSF) wurde im Zuge der Reformen und Neuausrichtung der People’s Liberation Army (PLA) der Volksrepublik China Ende 2015 neu geschaffen. Diese Unterstützungseinheit ist ein doktrinales Referenzorgan, wie China zukünftig verteidigen und mögliche Kriege chinesischer Prägung führen wird. Zentral wird dabei der Begriff der informationsgetriebenen Kriegsführung sein.
Emotionskriegsführung
Urs Vögeli
Desinformation und Propaganda sind integrale Herausforderungen in der Sicherheitspolitik. Dennoch findet eine breite Debatte zu diesem Thema kaum statt. Oft ist das Problem, dass die Konzepte und Begrifflichkeiten sehr abstrakt und teilweise auch missverständlich sind. Um hier vorzubeugen und die geostrategischen Perspektiven in den Fokus zu rücken, schlagen wir vor, von Emotions-, Konnotations- oder Assoziationskriegsführung zu sprechen.
Cyber, Geopolitik und Narrative
Urs Vögeli & Pascal Boss
Allzu oft werden die Themen Digitalisierung und Cyber einseitig technisch diskutiert und behandelt. Damit kommt die umfassendere und strategische Bedeutung des Digitalen und der Cybersphäre zu kurz. Bei einer holistischen Betrachtungsweise des Cyberraumes verschiebt sich der Fokus von einem technischen Verständnis des Cyberspace hin zu einer narrativen, informationellen und symbolischen Perspektive. Machtpolitik, Infrastrukturen, strategische Kommunikation aber auch Normenverschiebungen sind strategische Elemente einer bewusst eingesetzten Cybergeopolitik. Am Beispiel der neu geschaffenen Strategic Support Force der People’s Liberation Army (PLA) der Volksrepublik China aber auch bei der chinesischen Digitalen Seidenstrasse zeigen sich diese geostrategischen Zusammenhänge exemplarisch.
Spin Politics - Machtpolitik anders lesen
Dr. Remo Reginold
2018 Military Power Revue der Schweizer Armee – Nr. 2 / 2018
Propaganda war gestern. Heute sind Infrastrukturen, Technologien und die Wirtschaft aber auch PSYOPS sowie CYBEROPS wirkungsvolle Mittel der Konfliktführung. Sie können bewusst diffuse Bedrohungslagen unterhalten um machtpolitische Zielsetzungen zu realisieren. Dies fordert neue Massstäbe der geopolitischen Risikobeurteilung. In diesem Artikel wird argumentiert, dass Operationssphären heute hochgradig vernetzt sind. Dabei wird der Umgang mit der Informationssphäre immer zentraler. Um die Verschränkungen des Informationsraums besser begreifen zu können, werden die Verflechtungen mit dem Begriff Spin Politics umschrieben. Die machtpolitischen Ambitionen Chinas illustrieren exemplarisch wie Geopolitik und Militärstrategie betrieben wird.